Was ist jetzt?

Mit iTunes, Spotify, Deezer, YouTube, SoundCloud etc.?

Mit deinen Downloadzahlen, mit meinen Klicks?

Mit Einnahmen aus Veröffentlichungen?

Mit Plattenfirma, Bandübernahmevertrag und Verlagsdeal?

Mit Crowdfunding und Creative Commons Lizenzen?

Mit Selbstmarketing, Facebook, Twitter und GooglePlus?

Mit Eintrittspreisen, Gagen, Zuschauerzahlen und Auftritts-Konditionen?

Mit „Geiz ist geil“ („Bin ich vielleicht doch blöd?“) und Gratis-Mentalität?

Was ist jetzt mit unserer Musik und Geldverdienen?

Mit dem guten Künstlerleben?

Was ist jetzt mit uns!?

Hm…:

Apple baut schon seit Jahren keine Laufwerke mehr in ihre Computer ein, Downloads und vor allem das Musik-Streaming laufen der guten (gar nicht mal so) alten CD langsam, aber sicher den Rang ab: Das Internet ist unbestreitbar der Musik-Vertriebsweg Nummer 1 der Zukunft.

Das Problem: Dort haben sich die Menschen so wahnsinnig lieb und teilen alles gratis.

Während auf YouTube blauhaarige Teenagerinnen mit Gratis-Schminktips und Shopping Hauls (Produktbewertungen), millionenfach angeklickt, geliked, abonniert und geteilt, zu Berühmtheit und durch das damit verbundene Interesse der Werbewirtschaft zu Reichtum gelangen, verweigert sich YouTube beharrlich einer angemessenen, ja sogar irgend einer Vergütung für die Urheber der dort veröffentlichten Musik.

Die GEMA versucht seit Jahren, das zu ändern (dafür verdient sie unseren Respekt), zieht vor Gericht und klagt und klagt und klagt… Sicher hat schon einer der durch sie vertretenen Komponisten das entsprechende Klagelied in der Schublade…

Frustrierend

Zur Aufmunterung wollte ich mit Frau und Kind ins Konzert gehen. Zu einem Act, der voraussichtlich generationenübergreifend seine Wirkung entfaltet.

Guter Plan soweit.

Aber, was soll ich sagen? Für die anstehenden Konzerte der „Paul Simon & Sting On Stage Together Tour 2015″ in der Münchner Olympiahalle werden für alle Plätze, auf denen man auch etwas von der Show mitbekommt, wenn das Hubble-Weltraumteleskop keinen Platz mehr im Toyota Prius gefunden hat, Ticketpreise von 189,00 € aufgerufen.

Mein Sohn hat dann schnell für mich ausgerechnet: Das macht für eine typische 1-Kind Familie wie die Gieseks ungefähr 567,00 Tacken. Mit oder ohne Teleskop ein astronomischer Preis, will mir scheinen.

Ach ja, die anderen Plätze gibt’s schon für schlappe 89,00 € pro Ticket, aber dann frisst die Miete für den Sattelschlepper (das Teleskop!) die Ersparnis wieder auf, das macht keinen Sinn.

Am anderen Ende der kulturellen Nahrungskette müssen engagierte Clubbesitzer um jeden Euro Kulturförderung kämpfen und oft genug jedes Jahr auf’s Neue bangen. Oder man ist sich gleich sicher, dass gar keine Zuschauer mehr kommen, wenn man an der Kasse über 4 Euro verlangt — ins Kleinstadtcafé passen 35 Zuhörer, die Band spielt ohne Garantiegage und bei einem Splitting von 70 / 30 auf Eintritt…

Was also sollst du tun

  • wenn du nicht Paul Simon oder Sting bist oder wirst, sondern ein zwar nicht in gleichem Maße genialer, wohl aber ähnlich kreativer, überwiegend regional tätiger Musiker in Hamburg, Köln, Berlin, Frankfurt oder… Ismaning?
  • wenn etwa Spotify bei 0,0034 Euro (das ist ⅓ Cent!) pro angeklicktem Song für beispielsweise 72.800 Aufrufe die sagenhafte Summe von 246 Euro an Independant-Künstler auszahlt, an die an Spotify mit 15% beteiligten (!) Major-Label aber ungleich mehr (Details in diesem Spiegel Online Artikel)?
  • wenn selbst ein altgedienter und mit seiner Band Kiss richtig erfolgreich gewordener Rocker wie Gene Simmons düster, aber nachvollziehbar analysiert:

I am so sad that the 15-year-old kid in a garage someplace in St. Paul, that plugs into his Marshall and wants to turn it up to ten, (…) will most likely, no matter what he does, fail miserably. (…)

The problem is nobody will pay you for the 10.000 hours you put in to create what you created. I can only imagine the frustration of all that work, and having no one value it enough to pay you for it.

Man möchte ihm nicht die Zunge zeigen, sondern, ganz im Gegenteil, zustimmend auf die Schulter klopfen (zum ganzen Artikel geht’s hier).

Wie passen wir als ganz normale Working Musicians da ins Bild?

Wie passt du ins Digitale Zeitalter?

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An dieser Stelle ist es Tradition, sich zu entrüsten und das „Lied vom Entzug der finanziellen Lebensgrundlage der Musiker“ anzustimmen (Hä, hä, für den Songtitel hätte Bert Brecht seine Großmutter verkauft…).

Aber soll ich dir was sagen? Mir ist es bei Licht betrachtet herzlich wurscht, wenn Pharrell Williams für 98.000.000 (98 Millionen — yeah!) Streams die zugegebener Maßen in keinem Verhältnis stehende Summe von 4.953 Dollar verbuchen kann.

Bin ich kaltherzig? Nein, denn der Mann hat einen geschätzten Jahresverdienst von 75.000.000 (75 Millionen) Dollar. Damit ist auch noch ein Jahresticket für’s Marionettentheater und ein Zeitschriften-Abo von „Jagd und Hund“ drin. So richtig abhängig von Spotify-Kohle scheint mir sein Geschäftsmodell nicht zu sein.

Wunderbar, weil „Happy“ natürlich auch ein Killer-Pop-Song ist und das Daft Punk-Album „Random Access Memories“, an dem er u. a. bei dem Titel „Get Lucky“ mitgewirkt hat, der seit langem gerechtfertigste Hype, kurz:

Alles richtig gemacht, Hut ab, 100 Punkte und Thank You For The Music.

Und wenn ich ganz ehrlich bin, könnten mir sogar die in homöopathischen Dosen tröpfelnden Spotify-Erträge meiner Werke egal sein, denn, ok, jetzt ist es so weit, ich muss dir ein Geständnis machen: Ähm…


Ich habe geflunkert. Nicht jetzt, sondern nächstes Quartal im 2. Teil ist es so weit. Solange kannst du ein paar Videos anschauen, hab ich mir gedacht:


Bildnachweis

Artikelbild: Public Domain

Tonbandgerät: Honeypix  / pixelio.de

Warum deutsche Volksmusik bei mir die Arschkarte hat
Das gute Künstlerleben – so kriegst du's hin (Teil 2/3)

Volker Giesek

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