It’s nice to be famous

Neulich ist auf dem Blog der Jazzschool München (der Stätte meiner schauerlich-schönen, Schüler quälenden Unterrichtstätigkeit, mu-ha-ha-ha-harrr…) ein Interview mit mir erschienen.

Endlich kann ich nachvollziehen, wie sich Sting oder Paul McCartney fühlen. Aber man gewöhnt sich ja schnell an den Presserummel…

Das Schöne daran:

Die Fragen, die mir gestellt wurden, haben mich noch einmal meine bisherige Laufbahn als Musiker Revue passieren lassen.

Sicher geht es dir auch so:

Am Anfang deiner Karriere sind die beruflichen Ziele, je nach Grad des individuellen Größenwahns und Talents, Dinge wie:

  • ein guter bis sehr guter Musiker werden
  • mit tollen Leuten spielen
  • ein einträglicher Unterrichts-Job und / oder viele Privatschüler
  • von der Musik leben können
  • Aufnahmen machen und veröffentlichen
  • deine Kompositionen mit kreativen Musiker-Kollegen umsetzen
  • mit einem Song, einer Band, einem Album durchstarten – gerne international
  • GEMA-Millionen auf dem Konto bunkern
  • die nächste Taylor Swift, der nächste Brad Mehldau, der nächste Leonard Bernstein werden
  • die ausverkaufte Stadion-Tour spielen
  • des Promis Promiskuität voll ausleben
  • die eigene Mode-Kollektion sowie die eigene Parfümlinie launchen
  • Legenden-Status durch frühen Tod erlangen (27 ist ein bewährtes Alter > Brian Jones, Jimmy Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse… [hier könnte dein Name stehen!])

Na, das klingt ja schon mal ganz vernünftig.

Heute nun möchte ich dir einen kleinen Leitfaden für deine Karriereplanung an die Hand geben.

Ich mach diesen großartigen Musik-Job schon ziemlich lang und du sollst auf blogaroundsound von meinen Erfahrungen profitieren.

Ich tue es also den Ahnen gleich, indem ich selbstlos die Fackel weiter reiche und nur ein Streichholz für mich behalte.

Ein leuchtendes Beispiel der Selbstlosigkeit: So mag man mich in Erinnerung behalten.

Und es werden Lieder davon künden rund um die Lagerfeuer dieser Welt.

Vorgetragen zu den ewigen Klängen von Schalenhalslaute, Bouzukulele und Tibetanischer Wurfzither.

Ein klitzekleines bisschen Unsterblichkeit

– ist es vielleicht das, was wir uns insgeheim mit unserem ganzen Herumkünstlern erhoffen?

Aber bevor wir uns in Kleinigkeiten verlieren:

Hier ist mein gesammeltes, enzyklopädisch aufbereitetes Wissen zum Thema Musiker-Karriereplanung:

 

Vergiss es.

Oder anders:

V E R G I S S   E S .

What?

Du sollst kein Musiker sein?

Zu viel Konkurrenz, zu wenig Anerkennung?

Volle Hose vor dem Auftritt, leeres Konto danach?

Bringt nix, nützt nix, verdienst nix?

Shhh… Ruhe bewahren und Hände weg vom Unsubscribe-Button (zumindest vorerst).

Ich will dir erklären, was ich meine:

Du kannst natürlich planen, wann du aus dem Haus gehst, damit du rechtzeitig beim Soundcheck bist.

Das hoffe ich zumindest für dich und deine Bandkollegen.

Falls nicht: Hol dir zum Erlernen dieses geheimen Key-Features der Profis meinen kostenlosen Online-Kurs

Planen mit dem Chronometer – „Punkt Fünf“ bezeichnet kein Minor Upgrade

Auf dem übergeordneten Lebens-Level, über das wir hier reden, ist das nun aber so:

Nichts ist planbar, weil nichts wirklich sicher ist

So einfach?

So einfach.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hat glaub ich mal der eine von den Flippers gesagt.

Ich wette, das glaubst du ihm sofort, wenn du ihn dir so anschaust, und jetzt gib endlich auf und entspann dich.

Du weißt ja nicht mal, ob du morgen überhaupt noch lebst.

Boah, das war jetzt echt krass und nicht so schön.

Aber wahr. Musst du zugeben. Und das Leben ist kein Ponyhof.

In dieser Hinsicht haben mich ein paar unschuldige Zahlen unlängst kalt erwischt, als ich etwas über den spanischen Maler Joaquin Sorolla in der Zeitung gelesen habe.

Seine Lebensdaten sind 1863 – 1923.

Ich bin 1963 geboren und wir haben jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, 2016…

Dämmert´s?

Ich habe ganz viele Leute gefragt, aber niemand konnte oder wollte mir garantieren, dass ich älter werde als Joaquin Sorolla.

Falls nicht, wär´s das also schon fast gewesen mit Volker Giesek auf Planet Erde. Aber ich weiß es halt nicht.

Das nennt man wohl Gnade.

Und was lernen wir daraus?

Du wirst die Antwort lieben:

Du darfst dich auf ganzer Lebensplanungs-Linie locker machen.

Sei dir sicher: Nichts ist sicher

Also steck deine Energie lieber in die Musik, ganz beständig, unbeirrbar und gechillt. Mach einen Übeplan, aber keinen Karriereplan.

Dein Lebenslauf, mein Lebenslauf: nicht planbar.

Erfolg: nicht planbar.

  • Er kommt nicht, nur weil du dich rein gehangen hast.
  • Er kommt nicht, nur weil du ihn verdient hast.
  • Er kommt nicht, nur weil du das Geld brauchst.

Er kommt nicht.

Oder er kommt.

Und wenn du ihm die Tür aufhalten willst:

Dann mach was! Tu was! Sei aktiv!

Aber erwarte nicht, dass genau das, was du da zufällig gerade anstellst, auch auf der Stelle funzt.

Nun mag dich des Öfteren die (mitunter ovo-lacto-vegan vorgetragene) Kunde ereichen, man könne Herzens-Dinge einfach „beim Universum bestellen“ und das Universum würde dann prompt liefern, wie eine Art Agnostiker-Amazon.

WHOOAHH, DER BASS-POSTEN BEI DER WORLD TOUR VON ALICIA KEYS!

„Wird oft zusammen gewünscht | Kunden, die sich das gewünscht haben, wünschten sich auch:

  • Villa an der Côte d’Azur
  • Sexualpartner in Model-Optik
  • Inneren Frieden
  • 300-Gramm-Vorratsbox Kinderschokolade“

Ein verlockendes Modell:

  1. Nasebohren und etwas ganz doll haben wollen
  2. Nasebohren und genau das beim Universum bestellen
  3. Nasebohren und die Lieferung, mit der Hand, die nicht gerade bohrt, in Empfang nehmen

Das mit Gott ist so eine Sache, da bin ich bei den Agnostikern, aber kennst du den Spruch

Gott hilft denen, die sich selber helfen?

Nein, der steht so nicht in der Bibel (dabei war auch ich sicher, ihn bei Hesekiel 3.0 schon mal gelesen zu haben – oder war es Federkiel…? – Ach, egal.)

Viele verstehen den Satz falsch (auch ich habe früher zu ihnen gehört, oh ja: Auch ich ein Narr unter Narren, ein Unwissender unter Unwissenden, ein Verirrter unter Verwirrten, ein Verwesender unter Genesenden…).

Bedeutet er, dass Gott nur denen hilft, die das eigentlich gar nicht nötig haben, weil sie es sowieso alleine auf die Reihe kriegen?

Wozu dann Gott?

(Beachte den ohrenbetäubenden Lärm am besten gar nicht: Das ist nur die Detonation vom Sprengen des Rahmens dieses Blogs. Nichts weiter.)

Dank Wikipedia finden wir eine andere Auslegung bei Äsop, Terenz und Cicero. Allein die Namen dieser 3 Spitzbuben zaubern ein humanistisches Lächeln auf dein Gesicht. Da bin ich sicher und gehe fest davon aus, dass dir ihre jeweiligen Hauptwerke genauso geläufig sind wie mir nicht:

Deutlich macht dies der [griechische] Fabeldichter Äsop (um 600 v. Chr.) etwa in der Fabel „Der Ochsentreiber und Herkules“, als der im Morast steckengebliebene Ochsentreiber nichts tut, als allein die Götter um Hilfe anzuflehen, woraufhin ihm Herkules schließlich mit den Worten erscheint: „Lege die Hände an die Räder und treibe mit der Peitsche dein Gespann an, zu den Göttern flehe jedoch erst dann, wenn du selbst etwas getan hast; sonst wirst du sie vergeblich anrufen.“[1]

Diese Vorstellung klingt [ebenfalls] an in der bei den römischen Autoren Terenz (185/195–159 v. Chr.) und Cicero (106–43 v. Chr.) überlieferten lateinischen Sentenz Fortes fortuna adiuvat („Den Mutigen steht Fortuna hilfreich bei.“)

Gemeint ist also vielmehr:

Wenn du dir „selber hilfst“, also dich einer Sache ernsthaft widmest und beginnst, auf etwas hin zu arbeiten, dann kann es sein, dass du

Rückenwind

bekommst und sich Dinge ergeben.

Schöne Dinge,

  • die es dir leichter machen
  • mit denen du niemals rechnen konntest
  • die so nicht planbar waren
  • die eine Niederlage auf lange bis sehr lange Sicht in einen Sieg verwandeln
  • die sich wenig oder viel später zu etwas fügen, das du noch gar nicht auf dem Schirm hast

Einfordern kann man das nicht, denn wie das ganze Leben ist es ein Geschenk.

Mach ein freundliches Gesicht, während du dich bewegst, vielleicht bekommst du dann auch etwas geschenkt.

Und hinterher schön bedanken. Wie damals an deinem 7. Geburtstag bei Tante Lisbeth für die 300-Gramm-Vorratsbox Kinderschokolade.

Für die magische Unterstützung dann eher bei Gott, Allah, dem großen Manitu, dem Schicksal, gerne auch dem Universum…

……………………………………………………………………………………… .

(Deine Gottes-Idee ist noch nicht dabei gewesen? Einfach Artikel ausdrucken und sie hier einsetzen.)

Tipp: Wer auf Nummer Sicher gehen will, bedankt sich bei Dingen wie der Schokolade bei Lisbeth und Gottes-Idee.

Zum Schluss sei versichert: Ich bin kein Hasenfuß und da ich noch nicht ganz am Abgrund stehe (obwohl: wer weiß? s. o.), gehe ich noch den entscheidenden Schritt:

Was mich betrifft, stimmt nämlich der Spruch vom alten Äsop („Gott hilft denen, die sich selber helfen“) auch angesichts der Tatsache, dass fast nichts, um das ich mich aktiv bemüht habe, von einem direkten Erfolg gekrönt war.

Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war dabei.

Auf der anderen Seite habe ich mich um die Dinge, die mich wirklich weiter gebracht haben, in keinster Weise beworben.

„Zufall? – Ich glaube nicht.“

Dazu habe ich eine Geschichte für dich parat, wenn du willst. Nächstes Mal.

Bis es so weit ist, reicht es, wenn wir beide:

Weiter Machen.

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Bildnachweis

Alle Bilder public domain (pixabay)


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