Coronarama


Hereinspaziert und aufgepasst
Das hat die Welt noch nicht gesehn
Wie unser Homo Sapiens
Die Augen fest verbunden
Dem Löwen tief ins Maul fasst
Was der, wie alle Löwen, hasst
Doch wurde konsequent dressiert
Taub für jede Klage
Es war so klar, dass was passiert
Nur wann, das war die Frage


Heut nun sind gleich mal Kopf und Rumpf
Im Schlund der Bestie verschwunden
Herr Sapiens muss wohl ab hier
Die Dunkelheit erkunden
Die Kapelle schweigt dazu
Denn für dies Szenario
Hat sie kein Arrangement gefunden


Haben die Sirenen Recht
Zahlen wir jetzt den Preis?


Wer weiß.


Hereinspaziert und aufgepasst
Menschen, Viren, Sensationen!
Das gesamte Publikum
Darf sich jetzt nicht regen
Am besten wird es unsichtbar
Denn ganz und gar entgegen
Jeder Zirkus-Tradition
Lässt Messerwerfer-Mutation
Mac the Knife die Messer zischen
Um möglichst viele zu erwischen


Hat jemand Lust auf Zusatz-Thrill?
Den schnalln wir gern auf eine Scheibe 
Die sich immer schneller dreht
Und lodernd hell in Flammen steht
Erst regungslos im Messerregen 
Fangen wir an, uns zu bewegen


Ich hab noch Hoffnung
Still und leis
Hab ich die zu Recht?


Wer weiß.


Hereinspaziert und aufgepasst
Das hat die Welt noch nicht gesehn
Menschen, Viren, Sensationen!
Leute, die auf den Balkonen
Hoch oben über großer Leere
Pflegekräften applaudieren
Opernarien intonieren
Und getrennt zusammen stehn


Bleibt davon etwas oder war
Das für uns schon nächstes Jahr
Nur sentimentaler Scheiß?


Wer weiß. 


So surreal es auch grad ist
Ich bleib lieber Realist
Die Erde, soviel steht doch fest
Kann uns nicht in die Schranken weisen
Denn der Planet auf dem wir reisen
Ist keine handelnde Person


Wobei
Wer weiß
Wer weiß das schon?

Das Gedicht ist mein Beitrag zum Pandemie Poesie Projekt des Nana Theaters Kaulberg in Bamberg. Mehr Poesie und Infos darüber hier.
Text-Jazz mit Marius
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Volker Giesek

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